Via Francigena

Im Weingarten wird gebadet

Von
am
16. Juni 2018

Es ist wirklich unglaublich. Kaum bin ich auf dem Weg, stürmt schon ein junger Pilger an mir vorbei. Keine Ahnung, was der für ein Rennen gewinnen will. Natürlich bin ich nicht so schnell gestartet, aber trotzdem, das gibt mir echt zu denken. Das geht ja gar nicht. An zwei Tagen hintereinander. Ich glaube ich muss mir dringend einen neuen Plan ausdenken.

Matteo heisst der Knabe

Jedenfalls kommen wir miteinander ins Gespräch. Mein neuer Jäger heisst Matteo und stammt aus Paris. Zudem ist er ein Wahnsinniger – ein netter Wahnsinniger wohlverstanden. Aber solche gibt es hier viele. Der ist wirklich und wahrhaftig von Paris nach Santiago losgelaufen und dann wieder zurück und jetzt auf direktem Weg nach Rom. Sicher 5000 Kilometer. Wenn nicht mehr. Jedenfalls ist er ohne Zelt unterwegs, das ist ihm in Spanien kaputt gegangen. Er übernachtet aber immer draussen. Ich glaube sein Budget ist nicht ziemlich hoch. Durch das er kein Pilgerführer dabei hat, weiss er nicht wo er günstig übernachten kann. Zudem geht sein Handy auch nicht. Er ist also ziemlich blind in der Pampa unterwegs. Ich geb ihm noch den Tipp bei den Tourismusbüros nach Herbergen nachzufragen. Dann trennen sich unsere Wege. Er drückt aufs Tempo und zieht von dannen.

Bad in der Kuhwanne

Etwa eine Stunde seh ich einen Nackten vor mir – Matteo. Er legt sich gerade in ein Wanne, die für das Trinkwasser der Viecher gedacht ist. Ich komm auf ihn zu und denke mir, sauberes Wasser schaut anders aus. Er begrüsst mich und ist keinenfalls peinlich berührt. Er müsse sich ja irgendwo mal säubern. Und hier in den Hügeln ist kaum jemand unterwegs. Recht muss ich ihm geben. Aber meine Pilgerwelt schaut definitiv besser oder zumindest reinlicher aus.

Schönes pilgern durch die Hügel

Jedenfalls war es für mich heute ein guter Tag. Viel Sonnenschein, angenehme Wege durch die Weinberge und durch kühle Wälder. Vor allem wird die Landschaft offener. Die hohen Berge sind weg und ich befinde mich nun im Piemont. Genau gesagt in Irvea, einer grösseren Stadt. Nun freu ich mich noch auf eine Dusche und etwas G’scheites für meinen Magen. Dann wird es definitiv ein Highlight.

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2 Kommentare
  1. Antworten

    Barbara

    24. Juni 2018

    Oh wie schön, wieder so tolle Bilder, ich bin auch schon auf den Franziskusweg gespannt, weiterhin einen guten Weg und pass auf deine Blase auf

  2. Antworten

    Hubs

    24. Juni 2018

    Danke.

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