Via Francigena

Irgendwann ist genug gepilgert

Von
am
17. November 2018

Die Herberge, in der ich übernachte, ist nicht gerade ein Highlight. Nicht sehr gepflegt und sauber. Aber was soll’s. Als ich dort ankomme, steppt so richtig der Bär. Ein Gruppe Mädels und Buben geniessen hier ihren Musikunterricht. Mit grossem Eifer wird die Tonleitet rauf und runter gespielt. So wie ich den Leiter verstehe, verbringen sie hier ein Musiklager. Das kann schön laut werden. Jedenfalls mache ich mich auf eine eher unruhige Nacht gefasst. Ich weiss noch wie es bei uns in den Schullagern zu und her ging. Da brauchten die Lehrer anschliessend Sonderurlaub.

Ohne Internet keine Berichte

Nach dem Bett beziehen, pilgere ich in die Stadt. Für mich ist sie nichts besonderes. Was mich aber ziemlich stresst, es gibt hier keinen Internetempfang. Nach langem suchen finde ich eine Bar, die Wifi anbietet. Für meine Berichte bin ich auf das Internet angewiesen. Und die vergangenen Tage waren eine ziemliche Internetwüste.

Rambazamba bleibt aus

Später esse ich noch eine Pizza und spaziere danach zurück in meine Herberge. Da staune ich für einmal nicht schlecht. Kein Lärm, gar nichts. Die Kids sind ausgezogen. Sie hatten scheinbar nur einen Tageskurs. Nicht das es mich gestört hätte, aber wenn es ruhig ist, schläft es sich besser. Vor allem wenn man so müde ist wie ich. Die letzten Etappen haben ihre Spuren hinterlassen.

Santuario ist geöffnet

Heute habe ich nochmals ein grösseres Teilstück vor mir. Es geht auf nach La Giustiniana. Rund 27 Kilometer. Ich laufe schon kurz nach acht Uhr los. Mein Schritt ist ziemlich schwer. Viel Power spüre ich heute nicht in mir. Vor allem geht es gleich schon bergauf. Irgendwann erreiche ich das Santuario Madonna del Sorbo. Laut Führer ist sie normalerweise gesperrt. Ich gehe trotzdem die wenigen Schritte hinauf und habe Glück. Die Pforte steht ein spaltbreit offen. Dann geht es weiter nach Formello. Ich bin schon ziemlich fertig.

Körper und Geist haben genug von der Pilgerei

Noch liegen aber 17 Kilometer vor mir. Ich schleppe mich durch die Gegend wie ein alter Mann. Der Körper schmerzt, eine Blase am Fersen habe ich mir gestern auch noch zugezogen. Der Geist ist auch nicht mehr willig. Ich pilgere wirklich nur noch auf dem Zahnfleisch. Ich spüre, es wird Zeit das ich Rom erreiche. Für heuer habe ich die Pilgerei satt. Es war schön und hat mir gut getan. Aber irgendwann ist es einfach genug.

Albaner erbarmt sich meiner

Zwei Kilometer nach La Storta hält neben mir ein Auto an. Ein junger Typ sitzt drin und fragt mich, ob ich mitfahren will. Ich schaue ziemlich fertig aus. Gerne nehme ich das Angebot an, obwohl ich die letzten paar Meter zu Fuss schneĺler gewesen wäre. Aber ich bin einfach nur noch erledigt. Der Albaner ist ein richtig lustiges Kerlchen und parliert in bestem Englisch mit mir. Eine richtige Frohnatur. Für seine Freundlichkeit bin ich sehr dankbar. Nicht wirklich schön zum Pilgern neben dieser Autokolonne. Morgen früh werde ich mich entscheiden müssen, ob ich mit dem Zug in den Vatikan fahre oder diese mörderische Strecke entlang der Strasse nehme.

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1 Kommentar
  1. Antworten

    Anonymous

    18. November 2018

    Huhu Hubert, dann ist es doch besser Du ruhst dich noch aus oder nimmst wirklich den Zug, wir sind auch das letzte Stück mit dem Zug gefahren, ich hätte ja das Glück noch den Papst zu sehen und hatte meine Urkunde abgeholt, es war so atemberaubend schön, das ich völlig in Tränen ausgelöst war. Alles gute für Dich. Lg Barbara

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