Via Lemovicensis

Überraschung am Ziel

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27. Aprile 2018

Gefroren, richtig kalt war es, trotzdem eine gute Sache für mich dieser Caravan. Endlich kann ich mal ausschlafen. Um halb Zehn stehe ich auf und sortiere meine Sachen. Nicht so einfach, es ist ziemlich eng. Draussen schaut es ziemlich düster aus – Regen ist angesagt. Ich besiege meinen inneren Schweinehund und schlüpfe in meine Pilgerkluft und schon geht es los. Es ist ein unspektakulärer Abschnitt – bei diesem Wetter sowieso. Also lauf ich los bis zum Einkaufscenter, kauf mir ein paar Beeren und was Süsses und gönne mir einen Kaffe aus der Maschine für 30 Cent.

Verfolgungsjagd

Bei diesem Wetter gelüstet es mich nicht, immer wieder zum Himmel zu schauen. Also hänge ich meinen Gedanken nach: War ich zu böse mit dem Deutschen? War ich schuld? Irgendwann schiebe ich den Gedanken weg, denn eigentlich habe ich ihm geholfen. Bin gespannt, ob ich ihn nochmals sehe… Ich denke zurück an gestern Abend. Da war so einiges los in Prèmery. Auf dem Weg zum Abendessen, durfte ich einer wilden Verfolgungsjagd zuschauen. Drei Flics mit motorisierten Stahlrösser bewaffnet, jagen eine alte Dame – mindestens 85-jährig, durch die Stadt. Sie fährt mehrere Minuten hin und her und die Polizisten bringen sie nicht zu stoppen… Danach gings zum Abendessen in das einzig geöffnete Lokal. Das ich nach Frankreich reisen muss, um Pizza zu essen, war mir bis heute neu. Jedenfalls traf ich dort auf Pierre und Francois. Die Beiden sassen neben mir und wollten wissen wohin ich gehe und so weiter. So entwickelte sich noch ein flottes Gespräch und die Pizza schmeckte besser als sie war. So schreite ich mit meinen Gedanken voran und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Wiedersehen mit Pierre

Da heute nur rund 18 Kilometer anstehen bin ich schon bald am Ziel. Ich habe vorsorglich ein Hotel gebucht, da meine Kleider vom Waschen gestern Abend noch nicht trocken sind. Man muss sich meine Naivität mal vorstellen, da steht eine Waschmaschine, die kostet vier Euro. Daneben ein Trockner gratis dazu und ich hoffe, meine Sachen trocknen in der Sonne in zwei Stunden. Das darf ich büßen und nun mit feuchten Socken pilgern. Ich will schon ins Hotel reingehen und da höre ich schon eine Stimme hinter mir. ¨Hubs¨, Pierre steht vor mir und hält mir seine Pranken hin. Er heisst mich herzlich willkommen und offeriert mir einen Spezialpreis – wobei dieser nicht unbedingt als Schnäppchen einzustufen ist.

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