Via Lemovicensis

Erstes Mal als Herbergspilger

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22. Aprile 2018

Gestern Abend war es noch richtig nett. Ich habe mich wirklich getraut in eine Herberge zu gehen und mal nachzufragen wie das denn so ist. Für mich mehr oder weniger eine neue Erfahrung, weil ich das erst einmal in Spanien gemacht habe und dann erst noch ein Einzelzimmer bezogen habe. Also rein in die gute Stube und dann steht schon die Leiterin vor mir und lädt mich ein mich hinzusetzen. Eine charmante Frau mit dem richtigen Gefühl für verschlossene Pilger wie mich. Das Haus gehört zu den Franziskanerinnen. Am Tisch sitzt noch ein weiterer Gast, der sich später als Pilger outet…

Erstes Mal im Schlafsaal

Schnell erklärt uns die Dame, dass es viel Platz gibt und das gibt mir das Gefühl das jetzt mal auszuprobieren. Jedenfalls sind wir nur zu zweit und haben die Auswahl zwischen acht Betten. Erst mal gut, denke ich und komme mit Gerhard auch schnell ins Gespräch. Er ist schon über sechzig Jahre alt und ist von Deutschland losgewandert. Später gehen wir noch essen und tauschen uns aus. Nach meiner Anreise und dem ersten Teilstück bin ich ziemlich müde und leg mich bald schlafen – das aber nicht so gelingt. Schlafen in gemeinsamen Räumen muss gelernt sein.

Einlaufen ist der Plan

Heute möchte ich nur 15 Kilometer gehen, da ich mich erst mal einlaufen will. Mehrere Monate mit nix tun, haben meinen Fitnesslevel nicht gerade in höhere Sphären steigen lassen. Mein neuer Pilgerkollege hat keinen Guide bei sich, weil er den falschen gekauft hat. So schliessen wir uns zusammen. Unser Ziel ist Bazoches-du-Morvan. Zuerst besuchen wir noch die Messe in der riesigen Kathedrale. Der grösste Teil davon wird gesungen und ist wirklich toll anzuhören, obwohl wir nichts verstehen. Danach bekommen wir noch den Pilgersegen. Dann kann es losgehen. Die gesamte Strecke führt über wunderschöne Gegenden, viel Wald und Wiesen und einsame Strässchen. Als wir an unserem Zielort ankommen gibt es aber keine Möglichkeit für eine Übernachtung und dabei hatten wir uns vorher schon verlaufen, wegen zuvielen Tratschens. Ein Restaurant-Inhaber hilft uns aber gerne weiter und bringt uns mit seinem Lieferwagen ein bisschen weiter an das nächste Ziel.

Steiles Stück zum Ende

Er meint, es seien von hier aus nur zwei bis drei Kilometer und wir gehen beschwingt los. Das Glück ist uns aber nicht wirklich hold und wir verpassen wieder eine Strasse und irren herum. Später klopfen wir an eine Tür und ein 16-jähriges Mädchen öffnet uns. Zusammen mit ihrer Mutter – beide sind wirklich gut drauf – und bereit uns zu helfen und so erklären sie uns mit Händen und Füssen den Weg. Der ist ziemlich steil und wir kommen völlig erledigt nach 26 Kilmeter in Le Chemin an. Ein Kaff mit vielleicht 80 Einwohner. Mal schauen wie das weitergeht.

 

 

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