Antoniusweg

Vorbei ist es mit dem Zigeunerleben

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7. September 2017

Bologna ist wirklich eine Stadt der Partylöwen. Junge und Jungebliebene bevölkern die Strassen der Metropole bis in die frühen Morgenstunden. Die Restaurants, Bars und natürlich die Gelaterien sind brechend voll. Es wird viel gegessen, viel getrunken und vor allem getratscht und geflirtet. Hier bekommt man wirklich das Gefühl zu wissen, wie die Nacht zum Tage wird. Ich geniesse das Treiben auf der Strasse und gönne mir einen Cesarsalat. Keine Ahnung warum, aber auf das hatte ich gerade Lust. Dazu einen wunderbaren Vino Nobile von Trerose. Sowas bekommt man bei uns selten im Offenausschank. Ist zwar nicht wirklich ein hochklassiger Wein, aber sehr gut gemacht.

Schlaflos in der Partyzone

Kurz vor Mitternacht bin ich dann im Zimmer, das hätte ich mir aber auch sparen können. Wenn man innerhalb der Stadtmauern nächtigt, tanzt man besser durch. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ein auf Abwege gekommener Pilger muss da durch. Jedenfalls habe ich nach einer sehr kurzen Nachtruhe nicht gerade gute Laune und bin ein wenig gereizt.

Das wirkt sich auf meinen Tag aus. Ich drinke erst mal meinen obligaten Cappuccino. Dazu wie gewöhnlich ein Cola ligt und ein Cornetto con Crema – die liebe ich, wenn sie frisch sind. Dann geh ich los mit einer nicht geraden guten Moral und merke schon bald, das ich meinen Führer liegen gelassen habe. Also wieder zurück und nochmals vom Start weg lospilgern. Das kommt davon, wenn man seine Gedanken nicht bei der Sache hat. Das nervt ja schon, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Nur zu Fuss erreicht das eine neue Dimension.

Von heute an ist es fertig mit dem Zigeunerleben, die Poebene lasse ich nach wenigen Kilometer entgültig hinter mir. Zuerst geht es schnurgerade aus durch die Arkaden der Stadt und dann weiter nach San Lazzaro. Nachdem ich San Lazzaro durchquere, irre ich später ein wenig umher bis ich wieder auf den richtigen Weg komme. Schon bald erreiche den Parco dei Gessi Bolognesi e Calanchi dell Abbadessa. Eine schöne Gegend. Entlich mal keine Autos, kein Lärm nur Natur pur und vor allem erschrecke ich vier junge Wildschweine. Das kann auch ins Auge gehen, wenn die Mutter in der Nähe ist. Unterwegs treffe ich einen Belgier, der mit dem Bike unterwegs ist. Wir halten einen kurzen Plausch und schon geht es weiter. Die ersten Rebberge kommen in Sicht. Ich durchquere die Weingärten, es geht steil bergauf. Ich fühle mich in diesem Moment wie mein Pilgerkollege Hape aus deutschen Landen. Der hat auch gelitten.

Wiedersehen mit meinen Pilgerhasen

Unterwegs pilgert man am Kirchlein Madonna delle Grazie (1677) vorbei, bevor man eine Pilastrino-Säule mit einer Tafel zum Gedenken an die Äbtissin Lucia von Settefonti.  Mittlerweile zieht ein richtiges Unwetter heran und ich spüre schon die ersten Regentropfen auf meiner Haut. Irgendwie schaff ich es noch, ohne nass zu werden, in meine Unterkunft. Zehn Minuten später regnet es in Strömen.

Während ich hier sitze und schreibe, höre ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen… Meine zwei Pilgerfreundinnen kommen gerade an. Das kann ja noch lustig werden.

Unterkunft: Agriturismo Dulcamara

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