The way of St. Francis

Als der Hl. Franz mit der Nachtigall sang

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21. September 2017

Gestern habe ich noch meine Wäsche gewaschen. Ich finde, Italien ist der beste Ort zum Pilgern. In den meisten Orten, die nur halbwegs ein paar Eingeborene beherbergen, gibt es eine Lavanderia zum selber waschen. Was für einen wie mich toll ist, zeigt aber auch den Lebenstandart der Italiener auf. Ich kenne in unseren Breitengraden niemanden, der nicht über eine Waschmaschine im Haus verfügt. Hier darf man bei den Waschstationen in der Schlange anstehen.

Steiler Anstieg zum singenden Franziskus

Heute geht es zum Eremo Montecasale. Diese Einsiedelei wurde von den Möchen von Camaldoli erbaut und im Jahre 1213 Franziskus übergeben. Seit 1531 leben hier Kapuziner. Zur Zeit deren drei, die den heiligen Ort bewachen. Also gehe ich los. Erstmals auf Strässchen den Berg hoch, danach über einen Steig und wieder auf der Strasse weiter. Es ist herrliches Wetter und ich werde für die Strapazen der vergangenen Tage vollends entschädigt. Auf einen steilen Pfad nähere ich mich der Einsiedelei. Kurz davor mache ich noch einen kleinen Abstecher zum Sasso Spicco (siehe Video). Der Legende nach soll unser Franz hier mit einer Nachtigall gesungen haben. Ein ganz spezieller und mystischer Ort. Ich frage mich, wer hat besser gesungen, die Nachtigall oder der Heilige?

Drei Kapuziner und ein armer Hund

Dann geh ich die letzten Meter zur Einsiedelei hoch. Am Eingang steht Silenzio. Neben mir sind noch zwei Girls oben. Einzig aus dem Haus der Mönche hört man Lärm, ich glaube die streiten ein wenig miteinander. Die Aussicht ins Tal ist grandios. Befremdlich ist, dass die Kirche geschlossen ist, obwohl die Mönche anwesend sind. Zur Bewachung gibt es zudem einen Hund, der an einer Kette angeleint, ein tristes Leben führt. Das ist für mich nicht zu verstehen, der ist alles andere als gefährlich und schaut mich nur traurig an. Falls unser Heilige Franz mit der Nachtigall gesungen hat, würde er das sicher nicht gut heissen.

Nachdeem ich alles fotografiert habe, gehe ich weiter, es warten noch etliche Kilometer auf mich. Der Höhepunkt habe ich aber hinter mir. Nächstes Ziel sind die Ruinen Abbadiaccias. Danach runter ins Tal und flach weiter. Hier könnte man für die letzten knapp zehn Kilometer den Bus nehmen. Ich verzichte darauf, ich fühle mich heute ausgesprochen gut. Und weil ich mich vor drei Jahren diesen Abschnitt nicht gegangen bin, da ich mich verlaufen hatte, möchte ich den Wegteil noch sehen. Besser hätte ich mich in den Bus gesetzt. Aber das weiss man halt erst im nachhinein.

Kunst und Köstlichkeiten warten

Nach fast dreissig Kilometer und jeweils mehr als 700 Hm rauf und runter komme ich in Città di Castello an. Eine Stadt mit etwas mehr als 40000 Einwohner. Ich befinde mich nun in Umbrien. Eine meiner liebsten Regionen Italiens. Hier schmeckt das Essen und auch die Sehenswürdigkeiten sind nicht zu verachten.

Empfehlungen:

Palazzo Comunale und Stadtturm (14. Jh), Dom Santi Florido e Manzio (11. – 18. Jh), Kirche San Domenico (15. Jh.), Kirche San Francesco (13. Jh.), Sammlung Alberto Burri, Städtische Pinakothek mit Werken von Raffael und della Robbia.

Unterkunft Hotel Umbria, sauber, nette Besitzer, Kosten 35 Euro mit Frühstück

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